🔍Wie trifft unser Nervensystem Entscheidungen? – Die Neurozeption
Das autonome Nervensystem nutzt eine Art inneren Radar: die sogenannte Neurozeption. Dabei verarbeitet unser Körper unbewusst ständig Informationen aus den Sinnesorganen, aus der Umgebung und aus dem Körperinneren – mit der Frage:
➡ Bin ich sicher – oder in Gefahr?
Durch chronischen Stress, Traumata und Erfahrungen von Scham, Ausgrenzung oder Mobbing, kann diese Beurteilung nachhaltig verändert werden. Dann bewertet unser Nervensystem auch harmlose oder sogar sichere Situationen als bedrohlich – und reagiert mit Stress, Rückzug oder Anspannung. Dr. Stephen Porges bezeichnet das als «falsche» Neurozeption: Wir reagieren, als wären wir in Gefahr.
➡ Das bedeutet nicht, dass das Nervensystem etwas falsch macht. Es hat noch nicht erfahren dürfen, dass es jetzt sicher ist und diese Situationen keine Gefahr mehr bedeuten.
➡ Lies hierzu auch: Die Neurozeption
Co-Regulation: Sicherheit in Verbundenheit erleben🧡
Ein Baby kann sich und seine Gefühle noch nicht selbst organisieren. Es ist auf Co-Regulation angewiesen: Es weint und eine Bindungsperson vermittelt dem Nervensystem des Kindes Sicherheit. Es beruhigt sich.
➡ Als erwachsene Personen können wir uns eigentlich selbst regulieren. Trotzdem beeinflussen sich Nervensysteme weiter gegenseitig. Als soziale Wesen sind wir auch als erwachsene auf Co-Regulation durch sichere Bindung angewiesen.
Wenn wir unter Druck oder gelähmt sind, gelingt es uns allein oft nicht, uns wieder sicher zu fühlen (sprich, zu regulieren). Ausserdem kann die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren eingeschränkt entwickelt sein. Gemeinsam mit einer Person, die als sicher empfunden wird, lässt sich die Fähigkeit zur Selbstregulation nachhaltig trainieren.